KfW-55 Förderung: Voraussetzungen, Fördersätze & wichtige technische Anforderungen
Der Effizienzhaus-Standard KfW-55 (EH55) gilt zwar seit 2023 nicht mehr im Neubau, spielt aber bei Sanierungen und Umbauten weiterhin eine zentrale Rolle – vor allem über die Programme KfW 261/262. Ein Gebäude, das nach der Sanierung den energetischen Standard eines EH55 erreicht, kann von attraktiven Zinskonditionen und Tilgungszuschüssen profitieren. Dieser Artikel erklärt, was genau ein Effizienzhaus 55 ausmacht, welche technischen Voraussetzungen gelten und wie die Förderung funktioniert.
1. Was bedeutet KfW-Effizienzhaus 55?
Ein Gebäude entspricht dem Effizienzhaus 55, wenn es folgende Kriterien erfüllt:
- Der Endenergiebedarf liegt bei höchstens 55 % eines Referenzgebäudes nach Gebäudeenergiegesetz (GEG).
- Der Transmissionswärmeverlust (H_T') liegt ebenfalls bei maximal 70 % des GEG-Referenzwerts.
- Die Bewertung erfolgt durch einen zugelassenen Energieeffizienz-Experten, der alle Bauteile und die Anlagentechnik bilanziert.
Praktisch bedeutet EH55:
- Sehr gute Dämmung der Gebäudehülle
- Hochwertige Fenster mit Uw-Werten ≤ 0,9–1,0 W/m²K
- Effiziente Heiztechnik, meist Wärmepumpe
- Luftdichte Ausführung nach DIN 4108-7
- Geringe Wärmeverluste über Dach, Fassade und Bodenplatte
2. Welche Förderung gibt es für KfW-55?
Die Förderung läuft über die Programme:
- KfW 261 → Kredit + Tilgungszuschuss
- KfW 262 → Kredit ohne Zuschuss (ergänzender Sanierungskredit)
Fördersätze (Richtwerte, 2024/2025/2026 ähnlich):
- Tilgungszuschuss zwischen 15 % und 20 %, abhängig von Standard und Baujahr
- Zinsgünstiger Kredit bis zu 120.000 € pro Wohneinheit (bei umfangreichen Paketen mehr)
- Kombination mit BAFA-Einzelmaßnahmen möglich, sofern Maßnahmen nicht doppelt gefördert werden
Beispiel:
Sanierung eines EFH zum EH55 → Darlehen 120.000 €, davon z. B. 18 % Tilgungszuschuss = 21.600 € geschenkt.
3. Voraussetzungen für den EH55-Standard
Gebäudehülle
- Dämmwerte im Bereich:
- Dach: ≤ 0,14–0,16 W/m²K
- Wand: ≤ 0,20–0,23 W/m²K
- Bodenplatte/Kellerdecke: ≤ 0,20–0,25 W/m²K
- Fenster: Uw ≤ 0,9–1,0
- Wärmebrückenoptimierung (z. B. nach „Wärmebrückenkatalog KfW“)
Luftdichtheit
Blower-Door-Test verpflichtend:
- n50 ≤ 1,5 h⁻¹ (ohne Lüftung)
- n50 ≤ 1,0 h⁻¹ (mit Lüftungsanlage)
Heiztechnik / Wärmeerzeugung
Um KfW-55 zu erreichen, sind typischerweise Systeme nötig wie:
- Wärmepumpe (Luft, Sole, Wasser)
- Holzpellet-Heizung (nur mit moderner Abgasführung / Staubgrenzwerten)
- Fernwärme aus effizienten Netzen
- Brennwertheizung nur in Kombination mit sehr guter Hülle + Solarthermie, praktisch kaum noch realisierbar
4. Abgasführung & Abgasanforderungen bei KfW-Sanierungen
Gerade bei Sanierungen stellt sich oft die Frage: Welche Abgasregelungen gelten?
Wärmepumpe
- Keine Abgasführung, also besonders einfach für EH55
- Außenaufstellung oder Innenaufstellung mit korrektem Luftkanal
- Wichtig: JAZ-Nachweis je nach Systemtyp
Pellet- & Biomasseanlagen
- Abgasführung über zugelassenen Schornstein (Edelstahl oder gemauert)
- Feinstaub-Grenzwerte gemäß 1. BImSchV müssen eingehalten werden
- Für EH55 muss die Anlage einen Sehr guten Wirkungsgrad erreichen
Gas-/Öl-Brennwert (selten EH55-tauglich)
- Abgasleitung meist über Kunststoff oder Edelstahl
- Nur mit Solarthermie oder großem Dämmpaket
- Mit fossiler Heizung ist EH55 heute kaum erreichbar → in der Praxis nicht empfehlenswert
5. Wärmeerzeuger: Was verlangt die KfW konkret?
Damit deine EH55-Sanierung anerkannt wird, fordert die KfW typischerweise:
- Effiziente Wärmepumpe (R290 empfohlen)
- Pufferspeicher, abgestimmt auf die Heiztechnik
- Hydraulischer Abgleich (A oder B, mit Protokoll)
- Einzelraumregelung oder zentrale Regelstrategie
- Optional: Lüftung mit Wärmerückgewinnung (verbessert Bilanz massiv)
6. Welche Maßnahmen lohnen sich für EH55?
Hoher Effekt (viel Einfluss auf Bilanz)
- Fassadendämmung (WDVS, Ziegelvorsatz, Holzfaser)
- Dachdämmung / Aufsparrendämmung
- Fenster-/Türenaustausch
- Wärmepumpe + große Heizflächen
- Luftdichtheit + Wärmebrückenoptimierung
Mittlerer Effekt
- Kellerdeckendämmung
- Lüftungsanlage
- hydraulischer Abgleich
- Leitungsdämmung
7. Häufige Fehler, wegen derer EH55 scheitert
- U-Wert einzelner Bauteile zu schwach
- Keine Wärmebrückenoptimierung
- Brennwerttechnik trotz zu schlechter Hülle
- Fehlender Nachweis für JAZ bei Wärmepumpe
- Lüftungskonzept ignoriert
- Blower-Door nicht bestanden
- Dämmkonzept nicht aufeinander abgestimmt (Dach top, Fassade schlecht → Bilanz bricht ein)
Fazit
Die KfW-55 Sanierungsförderung ist eine der sinnvollsten Möglichkeiten, ein älteres Einfamilienhaus energetisch auf ein zeitgemäßes Niveau zu bringen. Entscheidend sind:
- sehr gute Dämmwerte,
- luftdichte Bauausführung,
- eine effiziente Heiztechnik (Wärmepumpe),
- und ein sauberes Nachweiskonzept über den Energieberater.
Wer EH55 erreicht, profitiert nicht nur von niedrigen Heizkosten und hohem Wohnkomfort, sondern auch von Tilgungszuschüssen im fünfstelligen Bereich und langfristiger Wertsteigerung des Hauses.